Eine Perle in Florenz

Yellow white iris

Der Mai scheint (ist aber nicht) der Monat mit den meisten Aktivitäten und Unterhaltungsvorschlägen des Jahres zu sein. Da die Temperaturen mild sind und der Wunsch ins Freie zu gehen groß, haben wir uns dafür entschieden, den Schwertliliengarten in Florenz zu besuchen. Die Zeit in der er sein Bestes gibt ist relativ kurz. Er öffnet die Türen am 25. April und schließt sie am 20. Mai. Je nach Klima blühen und verwelken die Blumen mehr oder weniger schnell. Es ist deshalb wichtig, den richtigen Tag mit äußerster Sorgfalt zu planen. Der Rest ist pures Glück.

 

 

 


 


Ein perfektes Zeitmanagement besteht im Prinzip darin, das Angenehme mit dem Nützlichen zu verbinden. Wir wollten uns deshalb zuerst ein paar Kilometer lang die Beine vertreten. Später dann hätten wir dem Garten einen Besuch abgestattet und dabei Herz und Seele baumeln lassen.

 


Geparkt haben wir unser Auto in der Nähe der Porta Romana. Die ursprüngliche Idee war Piazzale Michelangelo und den sich daneben befindlichen Schwertliliengarten über eine monumentale Treppe mit vierhundert (!) Stufen zu erreichen. Nach dem Besuch des Gartens  wären wir die „Allee der Hügel“ (
Viale dei Colli) in Richtung Porta Romana und Auto hinuntergelaufen. Viale dei Colli  bedeutet Allee Michelangelo, Allee Galilei und Allee Nicolò Machiavelli. Sie verbinden die Porta Romana mit der San Niccolò-Brücke. Der Garten befindet sich etwa auf halbem Weg.

 

 


Die Treppe war leider wegen Restaurierung geschlossen und so gingen wir in bequemen fünfundvierzig Minuten auf den Alleen den Hügel hinauf. Die von viel Grün umgebene Wohngegend ist wirklich bezaubernd. Der malerische Ausblick auf Florenz und Fiesole laden Einwohner, Maler und Touristen, ein jeder auf seine Weise dazu ein, die Schönheit des Ortes voll zu genießen.

 


Als wir am Piazzale Michelangelo ankamen sahen wir sofort die Statue des David. Uns wurde schlagartig bewusst, dass Schönheit und ein perfekt durchtrainierter Körper vor fünfhundert Jahren genauso wichtig gewesen sein muss wie heute. Ganz ohne Zweifel… So gesehen wäre es garnicht so dumm gewesen, wenn wir die Treppe mit den vierhundert Stufen hätten hinaufklettern können. Aber wir haben wenigstens auf kalte
Softdrinks mit viel Zucker verzichtet und einfaches Mineralwasser gekauft.

 

 

 

 


Eingang zum Garten ist etwas abgelegen, aber gut sichtbar. Geht man die Treppe hinunter, findet man sich in einer unerwarteten, fast verzauberten Welt wieder. Es ist alles irgendwie vertraut, fast intim könnte man sagen. Die Horden von Touristen, die Florenz praktisch das ganze Jahr über in Schach halten, schaffen es selten bis hierhin. Es scheint, als hätten sich die Einwohner eine glückliche kleine Insel geschaffen, die nur ihnen gehört. Ein sicherer Ort wo Kinder sorglos spielen können. Bequeme Bänke, die überall im Garten verstreut sind laden dazu ein, mit Freunden und alten Bekannten zu plaudern. Kein Verbotsschild, sondern eher eine Einladung, vorsichtig zu sein, wo man hintritt.

 


Die blühenden Schwertlilien in allen Farben und Nuancen, so weit das Auge reicht, waren bezaubernd. Zweifarbige Blüten wechselten sich mit kräftigen und zarten Varianten ab. Überall Schwertlilien, groß, klein, robust, zerbrechlich, mit leichtem oder auch ohne Duft. Nur eine rote Varietät, die Farbe des Wappens von Florenz, fehlte. Keinem Experten ist es bisher gelungen, diese absolute Rarität zu züchten. Wir hätten stundenlang Fotos machen können, ohne müde zu werden.

 


Sehr interessant waren die kleinen weißen Schilder, die den Namen der Schwertlilien, das Geburtsjahr, das Herkunftsland und den Namen des Züchters anzeigten. Der Garten, der zu den bekanntesten überhaupt gehört, beherbergt in der Tat eine Vielzahl von Schwertlilien aus der ganzen Welt.

 

 

 

 

Die Züchtung scheint auf den ersten Blick nicht einfach aber doch machbar zu sein. Wie im wirklichen Leben braucht man eine Mutter und einen Vater. Mit einer Pinzette nimmt man den Staubbeutel mit Pollen der Blüte, die als Vater fungiert und überträgt ihn an die Mutter. Es sollte kein Morgentau mehr an ihr sein und sie darf nicht länger als zwei Tage geblüht haben.  Dann jedoch ist auf einmal alles hochspezialisiert und es wird klar, dass zwischen Amateur und Profi Welten liegen. Die Einen versuchen einfach ihr Glück, während die Anderen genau wissen, was sie tun.

 

 

 


 

Die Letzteren präsentieren jedes Jahr ihre schönsten Kreationen beim Concorso Internazionale dell’Iris (Internationaler Schwertlilienwettbewerb) in Florenz. Eine sorgfältig ausgewählte Jury prämiert die schönsten Exemplare. Sie finden dann für immer einen Platz im Garten, der mit eben den kleinen weißen Schildern gekennzeichnet sind, die ich weiter oben erwähnt habe.

 

 

Wii wollen und müssen anderen Besuchern Platz machen, weil mehr als eine gewisse Anzahl nicht in den Garten darf. Zurück auf dem Piazzale Michelangelo beschließen wir- übrigens in weniger als zehn Minuten – den Fußgängerweg in Richtung Porta San Niccolò und Piazza Poggi hinab zu gehen. Von dort laufen wir den Arno entlang, dann links in Richtung Palazzo Pitti und schließlich Richtung Porta Romana wo unser Auto auf uns wartet.

 


Ein echt schöner Nachmittag, den wir nächstes Jahr auf keinen Fall verpassen werden.

 

2 Comments

  1. Ruth Recher

    Mit Freude gelesen . Die Lust auf eine Reise wird immer grösser. Vor allem die Irisgärten, wunderschön. Bis wir es vielleicht schaffen wieder mal nach Florenz zu kommen, erfreuen wir uns an Deinem Bericht

    1. Agnese

      Ueber einen Besuch von Euch wuerde ich mich segr freuen.

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